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Sound Space Excursions - About the Ambient Music of the German sound project Inade
by Marcus Stiglegger
Inade portrait in e|i-Magazine #5 Fall 2005
by David Cotner
Inade: Masters Of The Unknown, The Sonically Obscure… Spectrum-Magazine (September 2000)
by JC Smith
Colliding Dimensions Tour-Report
by Jason Mantis
Inade Interview Black-Magazin Herbst 2001 (German)
with H.Meyer

Inade Interview für das Black-Magazin (Ausgabe Herbst 2001) mit H.Meyer

Natürlich ist es als Künstler nicht gerade leicht, die eigene Musik zu analysieren. Dennoch möchte ich Euch bitten, zu versuchen, zu beschreiben, was den Sound von Inade ausmacht, damit auch diejenigen, die Eure Musik bisher nicht kennen, sich ungefähr vorstellen können, worüber wir hier reden.

Wir sehen Inade als eine Art Echolot in unergründliche Tiefen und abstrakte Räume, wobei es uns darum geht, über das zum Teil statische und sich oft wiederholende Wirkungsprinzip von Ambient-Musik durch Hinzufügung weiterer Attribute hinauszugehen. Jedem einzelnen Stück soll dabei eine eigene und gleichzeitig auch unverkennbare Note verliehen werden. Was dann genau den Sound von Inade ausmacht, überlassen wir aber lieber dem Urteilsvermögen anderer Leute.

"The Crackling Of The Anonymous", das neue Werk von Inade, steht kurz vor der Vollendung und sollte mit dem Erscheinen dieses Interviews bereits erhältlich sein. Welches inhaltliche Konzept liegt diesem Album zugrunde?

Dieses Album ist eine Interpretation, deren konzeptioneller Rahmen zu den Tiefen einer Kraft führt, unter der man das Unfaßbare und Unermeßliche versteht, die Quelle und die Wurzel des Bewußtseins. "The Crackling Of The Anonymous" - das Symbol eines leuchtenden, unerwarteten Schlages, der in eine ruhende Schwingung eintritt, als eine Art disharmonisches Phänomen, dessen Umpolung durch göttliche Winke oder eben durch das Eintreten anonymer Faktoren zur Wirkung kommt. Die Strahlung solcher Einfallstore kann auch physisch wirken, oder sogar sichtbar werden, allerdings sehen Menschen fast immer nur das, was sie glauben und nur gelegentlich das, was sie nicht glauben können. Aber Sinn und Zweck aller Manifestation ist die Bewußtwerdung, die aus diesen Strahlungsfeldern resultiert. Hier findet die symbolische Überwindung des Schmerzes statt, eine kosmische Notwendigkeit, die vor jeder Erkenntnis steht. Der Schmerz korrespondiert in diesem Zusammenhang nicht mit körperlichem Leiden, sondern ist die Schwelle zum Lebensstrudel, der in die Ewigkeit führt. Dieses Album ist eine akustische Reise des Hörers in eine transzendente, kosmische Unruhe voller kinetischer Strukturen, bizarrer Gebilde und titanischer Skulpturen.

"The Crackling Of The Anonymous" wird sowohl als CD als auch als Doppel-LP veröffentlicht. Gibt es Unterschiede hinsichtlich des darauf befindlichen Tonmaterials? Welche Auflage ist für die Vinylversion vorgesehen?

Das Material wird identisch sein, da niemand gezwungen werden soll, beide Formate zu erwerben, nur um das Ganze in kompletter Form zu besitzen. Voraussichtlich werden wir die Vinylauflage bei ca. 700 Stück festmachen.

Mittlerweile habt Ihr, was die Veröffentlichungen angeht, so ziemlich die meisten Tonträgerformate durch. Favorisiert Ihr persönlich ein bestimmtes?

Auch wenn wir in gewisser Hinsicht den nostalgischen Charakter von Schallplatten zu schätzen wissen, bevorzugen wir für die eigenen Arbeiten die CD. Man kann sich dabei am sichersten sein, dass die Aufnahmen auch wirklich so klingen, wie man sie aus der Hand gegeben hat. Leider bewegen sich viele Vinylpressungen der heutigen Zeit qualitativ am unteren Limit, wobei es aber glücklicherweise noch Ausnahmen gibt. Solange besser gepreßtes Vinyl bezahlbar bleibt, werden wir aber bei Bedarf auch weiterhin auf Vinyl veröffentlichen.

1992 erschien die erste Inade-Veröffentlichung "Schwerttau". Gab es seitdem einen bestimmten Zeitpunkt, an dem Euer Hörerkreis zahlenmäßig besonders auffällig angestiegen ist?

Der Hörerkreis ist im Laufe der Jahre eigentlich stetig gestiegen, da sich die Entwicklung von den ersten handgemachten Kassetten, über die erste 7-Zoll, bis hin zur professionell verlegten CD vollzogen hat. Mit jedem neuen Medium hat man auch neue und weitläufigere Hörerkreise angesprochen. Der markanteste Anstieg war sicher Ende 1996, als COLD SPRING mit "Aldebaran" unser erstes CD-Album veröffentlicht hat.

Wie denkt Ihr heute über dieses erste Tape?

Es war ein Anfang, der mit primitivsten Mitteln vollzogen worden ist und für die damalige Zeit und in Anbetracht der geringen Auflage war es sicherlich legitim. Natürlich haben wir heute keinen großen Bezug mehr dazu, aber es ist eben das erste Glied in der Kette, an dem sich alles Weitere angeknüpft hat und deshalb können wir, gepaart mit der entsprechenden Portion Humor, auch recht gut damit leben.

Ich meine einmal gelesen oder gehört zu haben, dass das Wort Inade als solches ein von Euch geformtes Kunstwort ist. Stimmt das? Wie kam es zu dem Begriff Inade als Bezeichnung für dieses Projekt?

Ja, es ist ein von uns geformter und zusammengesetzter Begriff, um eine faßbare und benennbare Hülle für unsere Projektionen zu schaffen. Nicht mehr und nicht weniger.

Wie muss man sich prinzipiell die musikalische Arbeitsweise von Euch vorstellen? Wie geht Ihr an ein "zu bearbeitendes" Thema heran?

Wir haben ein recht klares Bild davon, wie wir unsere Konzepte klangtechnisch umsetzen, d.h. dass das Endprodukt immer die Transformation unserer ursprünglichen Ideen ist. Dabei nutzen wir das übliche Spektrum an digitalen und analogen Gerätschaften, wobei in den letzten beiden Jahren die Arbeit mit Computern eine tragende Rolle eingenommen hat. Es entstehen weniger fertige Stücke, die dann im Nachhinein einem Sinn zugeordnet werden, sondern vielmehr arbeiten wir an einzelnen, zahlreichen Fragmenten, die wir als solche vorerst archivieren. Wenn dann eine Idee zur Reife gekommen ist, greifen wir gezielt auf die passenden Bausteine zurück und fügen sie zusammen. Es ist wie ein Puzzle, dass sich aus unzähligen Teilen zusammensetzt und zu einem Ganzen verschmilzt. Obwohl sich das recht mathematisch und kalkuliert anhören mag, lassen wir noch genügend Raum für Improvisationen und so manches Stück bekommt im Laufe der Bearbeitung eine etwas andere Note, als anfangs beabsichtigt.

In diesem Sommer gab es eine Performance von Inade in Moskau beim Land(schaft)-Festival, wo u. a. auch Predominance und Bad Sector auftraten. Welche Eindrücke habt Ihr aus dieser Stadt bzw. diesem Land mitgebracht? Ist die Szene in Russland vergleichbar mit der hier in Deutschland?

Die "Szene" ist überhaupt nicht mit der in Deutschland vergleichbar, da eine Szene, wie man sie hierzulande kennt, dort nicht gegenwärtig ist. Es gibt schon eine sehr große Hörerschaft und natürlich auch Labels und Magazine, jedoch scheint vieles unabhängig voneinander zu funktionieren. Festivals, wie das "Land(schaft)" oder andere Veranstaltungen, wo man zusammenkommt und sich regelmäßig trifft, gibt es kaum oder gar nicht. Trotzdem waren in Moskau eine Menge Leute da und die gesamte Atmosphäre empfanden wir als sehr angenehm. Das Publikum war vordergründig an der Musik interessiert und sehr offen und niemand definierte sich groß durch Äußerlichkeiten. Moskau selbst ist eine Metropole der Gegensätze, die in jedem Falle ein Erlebnis ist. Zum Teil chaotische Zustände, die in Deutschland unvorstellbar wären, stehen einer fast allgegenwärtigen Staatsgewalt gegenüber und trotzdem geht alles irgendwie reibungslos von statten. Das liegt wohl an der freundlichen und vor allem gelassenen Mentalität der Russen, die uns sehr gelegen kam.

Ein weiteres Projekt von Euch ist Ex.Order, dass zumindest von meinem subjektiven Empfinden her wesentlich harscher als Inade klingt. Wenn Ihr nun an bestimmten Stücken experimentiert, legt dann der thematische Kontext fest, für welches Projekt Ihr gerade arbeitet oder ist das eher abhängig von der musikalischen Beschaffenheit des Endergebnisses?

Für Ex.Order verwenden wir fast ausschließlich andere Gerätschaften, als für Inade und deshalb arbeiten wir in der Regel schon gezielt an dem einen oder eben an dem anderen Projekt. Die Trennlinie zwischen beidem zieht sich also von selbst recht deutlich und Überschneidungen, im musikalischen, wie im thematischen Sinne, gibt es somit kaum.

Sowohl mit Inade als auch mit Ex.Order gab es eine ganze Reihe Konzerte im In- und Ausland. Welche waren für Euch die Höhepunkte?

Eigentlich ist jedes Konzert ein Höhepunkt und hinterläßt bleibende Eindrücke. Natürlich betritt man immer Neuland und vieles bleibt eher haften, wenn man außerhalb Deutschlands auftritt, da man die hiesigen, in der Regel guten Bedingungen schon seit geraumer Zeit kennt und auch gewöhnt ist. Insofern haben New York, Moskau, Lille und London die tiefsten und auch besten Eindrücke hinterlassen. In Deutschland waren es Erlangen und Rostock, die überaus positiv hervorzuheben wären.

Nehmt Ihr eigentlich alle Auftrittsangebote an?

Diese Frage stellt sich wohl automatisch, weil wir recht häufig live spielen? Nein, wir nehmen natürlich nicht jedes Angebot an. Allerdings haben wir auch noch nicht viel ablehnen müssen, da der Rahmen im Vorfeld meistens gestimmt hat.

Auf der Inade-Website von Achtung Baby! kann man lesen, dass es von der "Aldebaran" eine russische Bootleg-Pressung gibt bzw. geben soll. Wie steht Ihr grundsätzlich zum Thema Bootlegs? Copy kills music or not?

Diesen CD-Bootleg gibt es tatsächlich und er wird auch recht gut in Russland vertrieben. Generell ist es schon eine ärgerliche Sache, wenn, in jeglicher Hinsicht unbeteiligte Leute aus den Arbeiten Anderer ihren Profit zu schlagen wissen. Für Russland ist die Situation jedoch etwas differenzierter zu sehen. Es erscheint uns plausibel, dass sich dort niemand, bei einem durchschnittlichen Monatsverdienst von 200-300 DM, CDs für 25 DM und mehr leisten kann. Da diese russischen Bootleg-Pressungen umgerechnet für ca. 5 DM verkauft werden und in der Regel auch nicht nach Europa gelangen, ist das Ganze für uns also recht tolerierbar.

Mit der CD "Aldebaran" auf dem britischen Label Cold Spring erschien ein Inade-Album nicht auf Eurem eigenen Label Loki Foundation. Ist es vorstellbar, dass in Zukunft noch einmal ein Album eines Eurer Projekte bei einem "fremden" Label erscheint?

Dieser Tage erscheint gerade eine neue Ex.Order CD, mit dem Titel "War Within Breath", bei Malignant Records. Dies resultiert aus dem sehr guten persönlichen Verhältnis, dass wir zu Jason von Malignant haben. Er unterstützt uns seit Jahren, was den Vertrieb in den Staaten betrifft und hat 1999 eine sehr gute Nordamerika-Tour organisiert. Im Zuge dieser ganzen Geschichte hat sich dann die Idee zur Veröffentlichung dieser retrospektiven CD ergeben, welche Material von frühen Kassetten, Live-Aufnahmen und unveröffentlichte Stücke enthält. Ansonsten werden wir aber die eigenen Projekte weiterhin selbst verlegen, da man jederzeit volle Kontrolle über alles hat. Zudem ist der Ausstoß an Veröffentlichungen von Inade oder Ex.Order ganz einfach zu gering - und wird bewußt auch so gehalten - um mehrere Labels gleichzeitig zu bedienen.

Was Euer Label Loki Foundation betrifft, so sind die Hauptprojekte, die veröffentlicht werden, Inade, Predominance, Fir§t Law, Herbst9 und Turbund Sturmwerk. Ist auf längere Sicht geplant, diesen Stamm um weitere auszubauen?

Natürlich sind wir neuen Projekten gegenüber aufgeschlossen und wenn es mit unseren Vorstellungen übereinstimmt, werden wir sicherlich auch neue Namen einzubinden wissen. Momentan sieht es aber nicht so aus, als ob in absehbarer Zukunft weitere Projekte dazustoßen werden.

Wie wird es in naher Zukunft weitergehen? Welche Veröffentlichungen sind demnächst für Inade und auf Loki bzw. dem Sub-Label Power And Steel zu erwarten?

Neben einigen Samplerbeiträgen für Malignant Records, Relapse und Ajna Offensive und einer Live-LP werden wir zusammen mit Turbund Sturmwerk eine 10-Zoll aufnehmen, die als zweiter Teil der Reihe Germania Occulta erscheinen wird. Konzeptionell liegen dieser Projektion die Lehren des Deutschen Okkultisten Peryt Shou zugrunde, der Kontakt und Einfluß auf die meisten hervorragenden Esoteriker des zwanzigsten Jahrhunderts hatte. Dies wird dann auch die nächste definitive Veröffentlichung auf Loki werden. Für Power And Steel ist die Wiederveröffentlichung der ersten CD von Bad Sector geplant. "Ampos" wird dann zusätzlich noch Bonusmaterial enthalten. Desweiteren ist auch eine Live-LP von Ex.Order mit dem Titel "Broadcast 23" in Planung.

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